Bestand an internationalen Migrantinnen und Migranten
Der Bestand an internationalen Migrantinnen und Migranten sind Schätzungen „der Gesamtzahl internationaler Migrantinnen und Migranten, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt im jeweiligen Land befinden“ (UN SD, 2017: 9). Die Daten der Vereinten Nationen (UN) über diesen Bestand basieren hauptsächlich auf der Bevölkerung des Landes, die im Ausland geboren wurde, und (sofern diese Information verfügbar ist) auf der Inhaberschaft einer ausländischen Staatsbürgerschaft (UN DESA, 2016: 4; UN SD, 2017).
Daten zum Migrantenbestand werden oft zusammen mit Daten über Migrationsströme wiedergegeben. Obwohl sich beide Begriffe auf die Anzahl von Migrantinnen und Migranten beziehen, messen sie unterschiedliche Dinge. Daten zu Migrationsströmen erfassen die Anzahl von Migrantinnen und Migranten, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums (in der Regel innerhalb eines Kalenderjahres) in ein Land einreisen oder es verlassen (UN SD, 2017).
Source: UN DESA, 2019
Wesentliche Trends (2000–2019)
Definition
Ein internationaler Migrant ist definiert als “jede Person, die ihr Land des üblichen Aufenthaltsorts ändert” (UN DESA, 1998). Bestand wird definiert als „die Gesamtzahl internationaler Migranten, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt im jeweiligen Land befinden” (UN SD, 2017: 9).
Back to topDatenquellen
Mehrere Quellen erfassen und verbreiten Daten zum Migrationsbestand auf nationaler und internationaler Ebene.
Nationale Statistikämter erfassen Daten über den Bestand an Migrantinnen und Migranten über Volkszählungen, Melderegister oder administrative Quellen. Die Statistikabteilung der UN (UNSD) ist berechtigt, offizielle Migrationsstatistiken, darunter Statistiken zum Migrantenbestand, über das Datenerfassungssystem Demografisches Jahrbuch von Ländern zu sammeln . Das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) hat eine vergleichbare Aufgabe für die EU-Mitgliedsstaaten. Einige Regierungen melden Bestandsdaten auch an andere internationale Organisationen wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die UN DESA liefert globale Schätzungen des Bestands an internationalen Migrantinnen und Migranten basierend auf nationalen Statistiken zum Geburtsland und, wo Daten über im Ausland Geborene nicht in nationalen Volkszählungen erfasst wurden, basierend auf dem Land der Staatsbürgerschaft (UN DESA, 2016: 4; UN SD, 2017). Diese globalen Daten werden auch nach Geschlecht und Alter aufgeschlüsselt.
Die Datenbank World Development Indicators der Weltbank enthält Datensätze zum Gesamtbestand an internationalen Migrantinnen und Migranten und zum Bestand an internationalen Migrantinnen und Migranten als Prozentsatz der Gesamtbevölkerung neben anderen globalen Entwicklungsdatensätzen, die aus offiziell anerkannten internationalen Datenquellen entnommen werden. Nach Geschlecht und Alter aufgeschlüsselte Daten über den Bestand an internationalen Migrantinnen und Migranten stammen aus Volkszählungen, Melderegistern und national repräsentativen Erhebungen. Die Datensätze enthalten Daten zur Anzahl der in einem anderen als ihrem Aufenthaltsland geborenen Menschen. Wenn diese Information nicht verfügbar ist, werden Daten zu Menschen, die Staatsbürger eines anderen Landes als ihrem Aufenthaltsland sind, als Schätzwert verwendet. Daten über den Bestand an internationalen Migrantinnen und Migranten sind seit 1960 für alle fünf Jahre verfügbar, wobei die letzte Aktualisierung 2015 erfolgte.
Um die Statistiken zu verbessern, hat die UN 1998 Empfehlungen herausgegeben, um internationale Migrantinnen und Migranten als "jede Person, die ihr Land des üblichen Aufenthaltsorts ändert" (UN DESA, 1998), zu definieren, wobei unterschieden wird zwischen "temporären Migrantinnen und Migranten" – denjenigen, die ihr Land des üblichen Aufenthaltsorts für mindestens drei Monate, aber weniger als ein Jahr ändern – und "dauerhafte Migrantinnen und Migranten" – die das für mindestens ein Jahr tun. Allerdings haben nicht alle Länder eine solche Definition übernommen. Einige Länder verwenden teils andere Kriterien, um internationale Migrantinnen und Migranten für statistische Zwecke zu identifizieren, wie zum Beispiel eine abweichende Mindestaufenthaltsdauer im Land.
Back to topStärken und Schwächen von Daten
Schätzungen über den Bestand an Migrantinnen und Migranten sind für 232 UN-Länder/-Gebiete verfügbar und stellen die geografisch umfassendste Information über die internationale Migration dar. Es gibt erhebliche regionale Unterschiede bei der Datenverfügbarkeit: 21 Prozent der mittel- und südasiatischen Länder und 14 Prozent der Länder in Subsahara-Afrika verfügen nicht über aktuelle Daten zu internationalen Migrantenbeständen, wohingegen in Regionen wie Lateinamerika und der Karibik sowie in Nordamerika die Daten zu internationalen Migrantenbeständen vollständig verfügbar sind (UN DESA, 2019).
Der Vergleich der nationalen Statistiken über internationale Migration ist auf globaler Ebene schwierig. Länder verwenden unterschiedliche Begriffe und Definitionen – wobei einige schlicht das Geburtsland oder die Nationalität heranziehen, um eine Migrantin oder einen Migranten zu definieren. Auch zeitlich variiert die Erfassung von Volkszählungsdaten von Land zu Land. Viele Länder führen neue Volkszählungen nur etwa alle zehn Jahre durch, was bedeutet, dass die Daten veraltet sein können. Die UN DESA verwendet Interpolations- und Extrapolationsmethoden, um den Bestand für Länder zu schätzen, in denen keine aktuellen Volkszählungen durchgeführt wurden. Für diese Länder, für die seit 1990 nur ein Datenpunkt verfügbar ist, zieht die UN DESA den Anstieg des Migrationsbestands in der Region oder einem Gebiet oder Land mit einem ähnlichen Profil heran, um den Bestand in einem bestimmten Jahr zu berechnen/schätzen (UN DESA, 2019). Es gibt außerdem mehrere Gründe, warum Volkszählungen eine zu niedrige Anzahl von Migrantinnen und Migranten ergeben können. Zum Beispiel werden neue Einwohner mit unsicherem Rechtsstatus weniger wahrscheinlich in Volkszählungen eingeschlossen (siehe UN SD, 2017; GMG, 2017).
Literaturhinweise
United Nations Department for Economic and Social Affairs Statistical Division (UN SD) | |
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United Nations | |
1998 | Recommendations on Statistics of International Migration, Revision 1, Statistical Papers, Series M, No.58, Rev.1. Sales No. E.98.XVII.14. |
Bilsborrow, R., G. Hugo, A. Oberai, and H. Zlotnik | |
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Global Migration Group (GMG) | |
2017 | Handbook for Improving the Production and Use of Migration Data for Development. KNOMAD, World Bank, Washington, D.C.. |
United Nations Department for Economic and Social Affairs (UN DESA) | |
2019 |
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2017 | International Migration Report 2017: Highlights. UNDESA, New York. |
Center for Global Development | |
2009 | Migrants Count: Five Steps Toward Better Migration Data. Report of the Commission on International Migration Data for Development Research and Policy, Michael Clemens, Project Director, pp. 28. |
Organization for Economic Cooperation and Development (OECD) | |
2016 | Stocks of foreign-born population in OECD countries. OECD, Paris. |