Internationale Studierende
Die Zahl der international mobilen Studierenden steigt und ihre Zielländer werden vielfältiger. „International mobile Studierende“ besitzen in der Regel den Visa-Status einer nicht gebietsansässigen Person (manchmal auch Studierendenvisum genannt), um einen Hochschulabschluss (oder höher) im Zielland zu erwerben. Diese Personen werden auch „abschlussmobile Studierende“ genannt, um die Tatsache zu betonen, dass ihnen ein ausländischer Abschluss verliehen wird, und um sie von „Austauschstudienden“ zu unterscheiden, die nur einige Semester im Ausland verbringen.
Definitionen
„International mobile Studierende sind Personen, die physisch eine internationale Grenze zwischen zwei Ländern überschritten haben, mit dem Ziel an Bildungsaktivitäten in einem Zielland teilzunehmen das sich vom Herkunftsland unterscheidet.“ (UNESCO Institute of Statistics, n.d.)
Es gibt viele sich überschneidende Definitionen von „internationalen Studierenden“. Seit 2015 haben sich UIS (UNESCO Institute of Statistics), OECD und EUROSTAT (das statistische Amt der Europäischen Union) auf diese Definition von „international mobilen Studierenden“ geeinigt.
Diese Definition erfasst die wichtigste Gruppe von internationalen Studierenden: jene, die zu Bildungszwecken ins Ausland umgezogen sind (UNESCO, n.d.). Diese Definition konzentriert sich auch auf Studierende, die für einen Hochschulabschluss eingeschrieben sind, daher beträgt die Aufenthaltsdauer in der Regel mehr als ein Jahr und bis zu 7 Jahre.
International mobile Studierende unterscheiden sich von zwei anderen gebräuchlichen Definitionen von internationalen Studierenden, nämlich den „ausländischen Studierenden“ und den „Kursscheinmobilen Studierenden“.
- Ausländische Studierende - meint Nicht-Staatsangehörige, die gegenwärtig in einem Hochschulstudium eingeschrieben sind. Diese Definition unterscheidet nicht zwischen Studierenden, die ein ausländisches Visum besitzen, und solchen, die einen dauerhaften Aufenthaltsstatus haben. Erstere kommen üblicherweise und bleiben für eine individuelle Dauer, während letztere üblicherweise migrieren weil ihre Eltern migriert sind, was sie zu Einwanderern der 1,5. Generation macht.
- „Auslandsstudierende“, beispielsweise im Rahmen des Erasmus-Programms der EU bleiben in ihrem Heimatland eingeschrieben und erhalten gleichzeitig eine kleine Anzahl von Credits/Scheinen von ausländischen Institutionen (Van Mol and Ekamper, 2016). Aufgrund ihres fluiden Immatrikulationsstatus beinhalten die meisten Statistiken über internationale Studierende keine kursscheinmobile Studierenden.
Zwar wird seit 2015 die vereinbarte Definition von international mobilen Studierenden seit 2015 verwendet wird, allerdings langfristige Daten über internationale Studierende weiterhin die Unterschiede zwischen den drei Definitionen wider.
Wesentliche Trends
Im Jahr 2020 gab es über 6,3 Millionen internationale Studierende, gegenüber 2 Millionen im Jahr 2000 (UIS, 2022). Die verfügbaren Daten zeigen, dass fast die Hälfte dieser Studierenden in sieben Ländern eingeschrieben war: in den Vereinigten Staaten von Amerika, im Vereinigten Königreich, in Australien, Deutschland Kanada, Frankreich und China (Daten über internationale Studierende für 2020 in der Russischen Föderation - die weltweit die vierthöchste Zahl internationaler Studierender in 2019 aufnahm - sind nicht verfügbar). Die bedeutendsten Herkunftsländer internationaler Studierender in 2020 waren China, Indien, Vietnam, Deutschland, und die Vereinigten Staaten von Amerika (GMDAC-Analyse auf der Grundlage von UIS, 2022).
Die Zahl der internationalen Studierenden in OECD-Ländern ist in den letzten zehn Jahren um 70 Prozent gestiegen und hat im Jahr 2020 fast 4,4 Millionen internationale Studierende erreicht. Mit 22 Prozent, 13 Prozent und 10 Prozent aller internationalen Studierenden in der OECD waren die Vereinigten Staaten von Amerika, das Vereinigte Königreich und Australien im Jahr 2020 die bedeutendsten Zielländer. China und Indien waren die wichtigsten Herkunftsländer, auf die im Jahr 2020 22 % bzw.10 % der internationalen Studierenden in den OECD-Ländern entfielen (OECD, 2022a).
Der Umfang der öffentlichen Entwicklungshilfe für Stipendien betrug im Jahr 2020 1.020 Mio. USD (OECD, 2022b). Diese Daten können genutzt werden, um die Verpflichtungen aus den SDG zur Mobilität der Studierenden zu beobachten, indem man die Ausgaben für globale Stipendien misst.
Untersuchungen zu international mobilen Studierenden konzentrieren sich in der Regel auf die Bedingungen (Push- und Pull-Faktoren), welche die Studierenden zum Studium im Ausland motivieren; aber auch die Politik ist an internationalen Studierenden interessiert, weil sie in Zukunft zu hochqualifizierten Einwanderern werden können.
Datenquellen
Das Institut für Statistik der UNESCO (UIS) bietet das umfassendste Datenmaterial über internationale Studierende nach Ziel- und Herkunftsland (genannt „Inbound” bzw. „Outbound”) in mehr als 100 Ländern. Über einen jährlichen Fragebogen des UIS melden die Länder die Anzahl der international mobilen Studierenden, die sie aufnehmen, sowie Informationen über die Herkunftsländer der Studierenden. Jährliche Daten sind von 1998 bis 2021 verfügbar.
Die OECD gibt die Gesamtanzahl der internationaler Studierender unterschiedlicher Herkunftsländer an, die in jedem OECD-Land eingeschrieben sind. Ein Indikator hat Daten, die von 1998 bis 2012 verfügbar sind. Zwischen 2003 und 2012 kann die gemeldete Zahl weiter unterteilt werden in „Nicht-Staatsangehörige“ und „Nicht-Ansässige“. Letztere Kategorie passt sich stärker an die Definition der UIS für international mobile Studierende an. Ein zweiter Indikator bietet Daten über die Anmeldung internationaler Studenten von 2013 bis 2020. Beide Indikatoren können weiter nach Bildungsniveau unterteilt werden.
Projekt Atlas - Während UIS und OECD auf Berichte aus den Zielländern angewiesen sind, arbeitet Projekt Atlas mit länderspezifischen Datenanbietern zusammen, um sowohl Einreise- als auch Ausreiseströme zu erfassen. Daten sind von 2013 bis 2019 verfügbar und decken 25 Länder ab. Es ist wichtig zu beachten, dass die im Projekt Atlas ausgewiesene Zahl Austausch- und Auslandsstudierende umfasst und somit wahrscheinlich höher ist als die von UIS oder OECD.
Bedeutsame Zielländer, die einen großen Teil der internationalen Studierenden aufnehmen, wie die Vereinigten Staaten, sind zunehmend besser in der Lage, Daten über internationale Studierende zu erheben. Diese Daten könnten weitere Aufschlüsselungen der internationalen Studierenden nach Geschlecht oder Alter liefern. Derartige Daten können von den zuständigen statistischen Ämtern angefordert werden. Die Vereinigten Staaten unterhalten beispielsweise die Datenbank des Student and Exchange Visitor Program (SEVP), die detaillierte Aufzeichnungen über internationale Studentenvisa von 2001 bis heute enthält.
Viele Untersuchungen internationaler Studierender stützen sich auf Umfragen unter potenziellen Studierenden, um ihre Motivation für ein Auslandsstudium zu verstehen (z. B. Mazzarol und Soutar, 2002), sowie Umfragen unter aktuellen ausländischen Studierenden, um ihre Absicht zu prüfen, nach dem Abschluss zu bleiben oder zu gehen (z. B. Han et al., 2015). Diese Erhebungen haben in der Regel keinen einheitlichte Methodik und konnten daher nicht als repräsentative Stichproben behandelt werden.
Back to topStärken und Schwächen der Daten
Vorteile | Nachteile | |
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UIS-Daten |
Umfassen viele Herkunfts- und Zielländer |
Einige Zahlen sind indirekte Schätzungen |
OECD-Daten |
Umfassen viele Herkunftsländer |
Umfassen nur OECD-Zielländer Daten vor 2003 umfassen alle nicht ansässigen Studierenden Diese Kategorie ist weiter gefasst als international mobile Studierende |
Projekt Atlas |
Beinhalten sowohl Einreise- als auch Ausreiseströme von Studierenden |
Enthalten nur Informationen für 25 Länder Daten sind keine offiziellen Statistiken Manchmal stammen die Daten aus einer Stichprobe von Schulen, die möglicherweise nicht national repräsentativ sind |
Daten aus spezifischen Zielländern |
Enthalten weitere Merkmale wie Alter, Geschlecht, Herkunftsort usw. |
Schwer erhältlich |
Umfragen bei potenziellen oder aktuellen internationalen Studierenden |
Umfangreiche Informationen aus den Fragebögen der Umfrage |
Kein Auswahlplan, daher sind Stichproben typischerweise nicht repräsentativ |
Weiterführende Literatur
UNESCO | |
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2015 | Facts and Figures, Mobility in higher education. |
Kritz, M. | |
2006 | Globalisation and Internationalisation of Tertiary Education. Population Division, United Nations Secretariat. |
Beine, M., R. Noël, and L. Ragot | |
2014 | Determinants of the International Mobility of Students. Economics of Education Review 41:40–54. |
Han, X., G. Stocking, M. Gebbie, and R. Appelbaum | |
2015 | Will They Stay or Will They Go? International Graduate Students and Their Decisions to Stay or Leave the U.S. upon Graduation. PLOS ONE 10(3):e0118183. |
Macready, C. and C. Tucker | |
2011 | Who Goes Where and Why?: An Overview and Analysis of Global Educational Mobility. New York: Institute of International Education. |
Mazzarol, T. and G. Soutar | |
2002 | ‘Push‐pull’ Factors Influencing International Student Destination Choice. International Journal of Educational Management 16(2):82–90. |
Tremblay, K. | |
2005 | Academic Mobility and Immigration. Journal of Studies in International Education 9(3):196–228. |
Van Mol, C. & Ekamper, P. | |
2016 | Destination cities of European exchange students. Geografisk Tidsskrift - Danish Journal of Geography 116 (1): 85-91. |